Sollte bei einem Musik-Festival nicht ausschließlich Musik erklingen? Musik, die einfach für sich selbst spricht und niemand anderen benötigt als den Interpreten und sein Publikum…. Dafür gibt es etliche Beispiele. Doch viele, mit denen man sich später unterhält, können vielfach nur noch berichten, sie hätten die traumhafte X, begleitet von dem unvergesslichen Y, gehört. „Und was haben sie gespielt?“ „Schubert… Oder war es doch etwas von Schumann? Egal auf jeden Fall….“ Doch es ist keineswegs egal, welche Werke gespielt werden, und die wirklich guten Künstler stellen nicht sich in den Mittelpunkt, sondern die Komponisten und die Stücke, die sie interpretieren. Und da Kunstwerke nicht im luftleeren Raum entstehen, ist es zudem lohnend, den Blick zu weiten und zu schauen, welche historischen und kulturellen Hintergründe bei der Entstehung einzelner Stücke bzw. der Entwicklung von Komponisten eine Rolle gespielt haben. Im 19. Jahrhundert verwies man in Großbritannien mehrfach auf die „sister arts“, die Schwesterkünste Musik, Literatur und Malerei. Wie Forschungsergebnisse in jüngster Zeit gezeigt haben, spielten für Arthur Sullivan die Verbindung zur Malergruppe der Präraffaeliten eine wichtige Rolle. Zudem war er mit führenden Autoren seiner Epoche persönlich gut bekannt, wie etwa Alfred Tennyson. Etliche Werke, die bei den dritten Tagen der britischen Musik im April 2017 zu erleben sein werden, sind Ergebnisse einer Auseinandersetzung der Komponisten mit den geistesgeschichtlichen Hintergründen ihrer Epoche. Auch Elgars „The Dream of Gerontius“ ist nur eines der markantesten Ergebnisse einer Entwicklung, die geprägt war durch Auseinandersetzungen der anglikanischen Kirche mit katholischen Tendenzen im England des 19. Jahrhunderts. Die Musik, die Sie bei „Britannia in Bamberg“ erleben werden, soll Ihnen nicht nur in Erinnerung bleiben wegen ihrer engagierten Interpretation, sondern auch als Zeugnis einer kulturhistorischen Entwicklung – als Werke mit Substanz, die uns auch heute noch etwas zu sagen haben! Bild links: Portrait von Sir Arthur Sullivan, Bild rechts: "Ferdinand lured by Ariel", beide von John Everett Millais
Quellen: John Guille Millais (Hrsg.), The Life and Letters of Sir John Everett Millais, 2 Bände, London 1899.
0 Kommentare
Hinterlasse eine Antwort. |
Autor
Meinhard Saremba ist der künstlerische Leiter von BRITANNIA in BAMBERG. Kategorien
Alle
Archiv
September 2017
|